(Bericht: Annette Fula, Foto: Cornelia Wiesmeier)

Endlich Sommer, Sonne, Badespaß. Wenn da bloß dieses Hautkrebs-Risiko nicht wäre. Zum Glück gibt es Sonnencremes, und je höher der Lichtschutzfaktor, umso besser. Tatsächlich? Im Sonnenstaat Hawaii ist der Verkauf bestimmter Sonnencremes seit diesem Jahr verboten. Aus gutem Grund.

Keine Frage: Mit jedem Sonnenbrand steigt das Risiko für Hautkrebs. Sonnencreme oder Sonnenmilch reduzieren dieses Risiko deutlich. Aber: Auch bei richtiger Anwendung sind viele Sonnenschutzmittel eine gesundheitliche Gefahr für Mensch und Umwelt.

Weshalb das so ist, erklären wir gleich. Aber zunächst beantworten wir die Frage:

Wie funktioniert eine Sonnencreme eigentlich?

Der Sonnenschutz wird durch chemische oder mineralische Substanzen erzeugt. Bei der chemischen Methode nimmt ein organisches Molekül in der Creme die Sonnenstrahlen auf und verwandelt sie in Wärme. Bei der mineralischen Variante sind weiße Pigmente in der Creme enthalten – sie reflektieren die Sonnenstrahlen, lassen sie also nicht durch unsere Haut, sondern schicken sie zurück in den Sommerhimmel. Der Nachteil: Mineralische Cremes bedecken die Haut oft mit einer weißen Schicht. Viele Hersteller verwenden beide Mechanismen in einer Creme.

Aber wo liegt nun das Problem?

Kurz gesagt: In den Schäden, die bestimmte Inhaltsstoffe der Sonnenschutzmittel anrichten können – und zwar sowohl im menschlichen Körper als auch in der Umwelt. Gesicherte Daten gibt es zu 3 Stoffen, die in vielen Sonnencremes und -ölen enthalten sind: Octocrylen, Nanopartikel und Mikroplastik 

1. Octocrylen

Diese chemisch hergestellte Substanz wirkt als UV-Filter und bietet dadurch einen guten Sonnenschutz. Mit der Zeit zersetzt sich dieser Stoff allerdings und es entsteht der krebserregende Stoff Benzophenon, wie französische Forscher vor einiger Zeit festgestellt haben. Auch die International Agency for Research on Cancer (IARC) stuft Benzophenon als „vermutlich krebserregend“ ein. Das Scientific Committee on Consumer Safety (SCCS) der EU betont zudem, dass auch Hormonsystem, Schilddrüse und Fruchtbarkeit durch die Chemikalie geschädigt werden können. Da wirken die allergischen Hautreaktionen, die ebenfalls auftreten können, geradezu harmlos.

Sonnencremes mit  Octocrylen sollten auf gar keinen Fall über den Winter aufgehoben und im nächsten Jahr erneut verwendet werden – denn je älter die Creme wird, desto mehr Benzophenon bildet sich. Octocrylen ist übrigens nicht nur in Sonnencremes enthalten, sondern oft auch in anderen Kosmetika mit UV-Schutz.

Gelangt  Octocrylen ins Wasser, so schädigt es dort Algen, Korallen und andere Lebewesen. So können bestimmte männliche Fische weibliche Merkmale entwickeln, bei Pflanzen wird die Photosynthese behindert, Korallen bleichen aus und Muscheln können sich nicht richtig entwickeln.

Das National Oceanic and Atmospheric Administratio (NOAA) hat auch folgende, oft in Kosmetika enthaltenen Stoffe, als schädlich für die Wasserwelt eingestuft:

Oxybenzon, Benzophenon-1, Benzophenon-8, OD-PABA, 4-Methylbenzylidencampher, Benzophenone-8, Nano-Titanium Dioxid, Nano-Zink Oxid, Benzophenone-8, OD-PABA, 4-Methylbenzylidencampher, 3-Benzylidencampher, Nano Titanium Oxid, Nano-Zink Oxid  

2. Nano-Partikel

Das sind sehr kleine Partikel, die besonders bei mineralischem Sonnenschutz gerne verwendet werden – denn sie reduzieren den weißen Film auf der Haut. Bei der Angabe der Inhaltsstoffe muss der Begriff „Nano“ immer vermerkt werden. 

Die gesunde Haut nimmt keine Nano-Partikel auf. Anders verhält es sich höchstwahrscheinlich bei sehr kleinen Mikroverletzungen, wie sie zum Beispiel beim Rasieren entstehen können – hier können Nano-Partikel vermutlich durchaus in den Körper eindringen, allerdings ist diese Frage noch nicht eindeutig geklärt.

Bei Sonnensprays sollte auf jeden Fall darauf geachtet werden, dass keine Nanopartikel enthalten sind. Durch den feinen Sprühregen gelangen sie über die Atemluft ins Körperinnere. Dort angekommen sind die winzigen Teilchen gesundheitsschädlich – denn sie durchdringen jede Membran und lagern sich in den Körperzellen an.

Auch die Umwelt nimmt Schaden. Nanopartikel sind schlichtweg so klein, dass sie überall hinkommen und sich einlagern. Das bedeutet nichts Gutes für Menschen, Tiere und Pflanzen, wie sich in verschiedenen Studien gezeigt hat.

3. Mikroplastik

Was, auch in der Sonnencreme??? Ja, leider. 

Die Plastikteilchen reflektieren die Sonnenstrahlen und wirken so schützend. Außerdem dienen sie in vielen Produkten als Bindemittel, Füllmittel oder helfen dabei, einen dünnen Film auf die Haut zu legen.

Mikroplastik reichert es sich im Körper an. Dorthin gelangt es zum Beispiel über bestimmte Kosmetika, aber auch über über Meeresfische, die wir essen.

Wie erkenne ich Mikroplastik?

Mikroplastik ist in einem Produkt enthalten, wenn bei den Inhaltsstoffen eine der folgenden Bezeichnungen genannt wird: Polyethylen (PE), Polypropylen (PP), Polyamid (PA) oder Polyethylenterephtat (PET).

Fazit:

Keine Sonnencreme mit Octocrylen, Nanopartikeln und Mikroplastik benutzen.

Was aber dann?

Hautärzt*innen raten: Zwischen 11 und 15 Uhr die intensive Mittagssonne möglichst meiden. In der übrigen Zeit sollten wie unsere Haut nur möglichst kurz direkter Sonneneinstrahlung aussetzen und lieber luftige Kleidung, Sonnenbrille und am besten auch einen Sonnenhut tragen.

Und für alle, die doch die Sonne über längere Zeit auf der Haut spüren wollen: Nutzt umweltfreundliche Sonnencremes. Eine gute Auswahl findet sich zum Beispiel unter https://utopia.de/ratgeber/sonnencreme-test-ladival-sundance-elkos/

Bei zertifizierter Naturkosmetik sind nur mineralische Lichtschutzfilter zugelassen. 

Allerdings können durchaus auch Nanopartikel enthalten sein, das solltet Ihr also auf jeden Fall prüfen. Hier noch zwei von uns getestete Tipps: Sonnencreme 50+ von Biarritz und Advanced Protection Sun Cream von Team Dr. Joseph.

Und weshalb ist nun auf Hawaii der Verkauf bestimmter Sonnencremes verboten? Das Verbot betrifft Cremes, die Oxybenzon oder Octinoxat enthalten – beide Chemikalien schaden nachweislich den Korallenriffen.