Der Artikel entstand aus einem Interview, das eine Mitarbeiterin von klimaaktiv am 22.01.2019 mit Frau Reuter führte.
Seit 1999 betreibt Dorothea Reuter ihren Naturkostladen in Grafrath. Er ist mittlerweile zu einer echten Dorfinstitution geworden und feiert dieses Jahr 20 jähriges Jubiläum.
Entstanden ist ihr Laden ursprünglich aus einer kleinen “Versorgungsstation“ für die Eurythmiestudenten im damaligen Damiangebäude.
Frau Reuter war damals Mitarbeiterin dieser Versorgungsstation und brachte zudem als Tochter einer Reformhausleiterin viel Erfahrung aus dem Bio- und Einzelhandelsbereich mit. So sah sie ihre Chance gekommen, als die Schule für Eurhythmie und kurze Zeit später auch die gegenüberliegende Sparkassenfiliale aufgelöst wurden. Sie verhandelte mit der Sparkasse und eröffnete wenige Monate später in frisch renovierten Räumen ihren eigenen Bioladen „Naturkost Reuter“.
Hier gibt es (fast) alles: Grundnahrungsmittel, frisches Obst und Gemüse, Milchprodukte, Produkte für vegane Ernährung, Wasch- und Putzmittel, Getränke, geschmackvoll arrangierte Kleidungsstücke, kleine Geschenke und Süßwaren, frisches Brot, Semmeln, Kuchen, Käse u.v.a.m.
Und allen Waren gemein ist, dass sie ökologisch produziert sind!
An diesem Punkt macht Fr. Reuter keine Zugeständnisse.
Wann immer es geht, versucht sie außerdem regionalen Anbietern den Vorzug zu geben.
Kompromisse werden nur eingegangen um möglichst vielen Kunden entgegenzukommen und sie auf Dauer für die Idee „Bio“ zu begeistern. So finden sich z.B. auch „Wintertomaten“, oder Bananen und Ananas im Korb, oder Fertiggerichte für Eilige im Kühlregal.
Ganz im Sinne der Nachhaltigkeit werden so gut wie nie Sachen weggeworfen. Sie werden entweder im eigenen Haushalt noch verwertet, oder mit Preisnachlass doch noch verkauft.
Ein sehr großes Anliegen von Frau Reuter ist es möglichst viel verpackungsfrei zu verkaufen.
Die Liste, der Dinge, die man hier in mitgebrachten Dosen, Netzen, etc. erwerben kann ist sehr lang. Um nur einige zu nennen: Obst, Gemüse, Brot, Gemüsebrühe, Haferflocken, Nudeln, Eier, Reis, Wasch- und
Putzmittel…
Und es findet sich ganz unten im Getränkeregal sogar ein sehr guter Wein in Mehrwegflaschen, der mir von einem Kunden wärmstens empfohlen wird.
Was noch über diesen Laden gesagt werden muss?
Der Laden ist eine Insel.
Schon beim Eintreten merkt man, dass hier etwas anders ist. Es ist ruhiger. Keine Beschallung mit Musik. Einmal in der Stunde hört man die Vogelstimmenuhr zwitschern. Papiertüten rascheln. Man hört Geplauder.
Und es geht einfach alles langsamer!
Frau Reuter öffnet „Räume für ihre Kunden“.
Das ist ihre große Passion
(in der sie übrigens auch von ihren drei ausgesprochen zuvorkommenden Angestellten kräftig unterstützt wird).
An diesem Ort begegnet man sich noch und man redet miteinander. Die Stimmung ist freundlich, die Atmosphäre von Ruhe und Ästhetik geprägt. Wenn man möchte, kann man sich sogar auf einen Kaffee an die Theke im seitlichen Teil des Ladens setzen. Menschlichkeit zählt. Während wir uns unterhalten kommen- trotz offizieller Mittagspause- zwei Kunden in den Laden und werden nicht abgewiesen, sondern freundlich begrüßt. Älteren Menschen wurden im Notfall auch schon mal Bestellungen nach Hause gebracht.
Es ist die tiefe Liebe zur Natur und zu den Menschen, die bei Frau Reuter die Motivation und Triebfeder dafür bilden sich seit Jahrzehnten für Demeter, Bioland und Co und sich damit für eine intakte Umwelt einzusetzen.
Zwar halten die gleichen Produkte jetzt auch in Supermärkten Einzug- doch aus einem ganz anderen Grund. Plötzlich lässt sich mit „Bio“ Geld verdienen. Weil die Nachfrage danach enorm gestiegen ist, kommen die Angebote.
Das ist sehr verlockend, aber es wäre eine fatal falsche Entscheidung nun nicht mehr im Bioladen einzukaufen.
Hier wurde die Idee „Bio“ doch erst groß gemacht. Hier wurde sie über Jahre mit Liebe und harter Arbeit von Einzelnen gehegt und gepflegt.
Bei der Frage, ob man weiter im Bioladen einkauft, geht es nicht nur um eine Entscheidung für Bio und für den günstigsten Preis. Es geht vielmehr um eine grundsätzliche Entscheidung dafür, wie wir in Zukunft leben wollen und ob wir uns dafür einsetzen wollen, dass es Inseln wie „Naturkost Reuter“ dann immer noch für uns gibt.
Ich habe darüber nachgedacht. Und komme jetzt öfter hierher.
Zu Fuß. Oder mit dem Fahrrad.
Artikel: klimaaktiv vor Ort
Fotos: Alice Vogel, www.vogelwildundandres.de